in Deutschland

«--- zurück zum Menü


Deutschland

Streit über EKD-Seenotrettung Kein Anspruch auf Asyl - "Warum bringen wir sie dann hierher?"

Veröffentlicht am 28.11.2019 | Lesedauer: 2 Minuten

Die evangelische Kirche will zusammen mit Sea-Watch Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retten. Neben viel Zuspruch gibt es auch Kritik an der Initiative. Der Wiener Theologe Ulrich Körtner warnt vor einer "moralisierenden Politik". Evangelische Kirche will Seenotrettungsschiff mit Spenden finanzieren.
Die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer ist umstritten. Dennoch will sich die Evangelische Kirche in Deutschland künftig selbst daran beteiligen.
Quelle: WELT

In der Debatte über die Anschaffung eines kirchlichen Rettungsschiffs herrscht in der evangelischen Kirche Uneinigkeit. Militärbischof Sigurd Rink verteidigte die Initiative nun in einem "Zeit"-Streitgespräch mit dem Wiener Theologen Ulrich Körtner."Solange es keine besseren Wege aus der Hölle Libyen gibt, müssen wir verhindern, dass Menschen ertrinken", sagte Rink. Der Moment für ein Kirchenschiff sei jetzt genau richtig, weil zum Leidwesen der Bundesrepublik und ihrer Bundeswehr die EU-Mission "Sophia" beendet wurde, erklärte er. Rink appellierte an die Europäische Union und an die Vereinten Nationen, schnellstens wieder ein funktionierendes Seenotrettungssystem im Mittelmeer zu installieren.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte im September bekannt gegeben, zusammen mit einem Verein ein Schiff für die Seenotrettung anschaffen zu wollen. Die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch soll das Schiff betreiben.

Körtner kritisierte deren bekannte Kapitänin Carola Rackete. Rackete vertrete die politisch zweifelhafte Auffassung, dass es keinerlei Beschränkung der Migration geben dürfe, und lehne eine europäische Grenzpolitik ab.

Theologe: Kirche duldet keinen Widerspruch

Körtner äußerte sich daher ablehnend zu einem Rettungsschiff. "Nach Ansicht des UNHCR gibt es in Libyen sehr viele Flüchtlinge, die in Europa höchstwahrscheinlich keinen Anspruch auf Asyl haben", sagte er der "Zeit". "Warum bringen wir sie dann hierher?" Er kenne viele Führungskräfte in der evangelischen Kirche, die das kritisch sähen.

Die Kirche propagiere bei dem Thema zwar Meinungsvielfalt, dulde aber keinen wirklichen Widerspruch. "Wir leben in Echokammern und Überzeugungsgemeinschaften", kritisierte Körtner. Er bekomme Briefe von Christen, die deswegen aus der Kirche austreten würden. Er fordert die Kirche auf, das Thema "politisch zu Ende" zu denken. Derzeit vertrete die Kirche eine "moralisierende Form von Politik, die letztlich unpolitisch" sei.

Die Initiative für das Schiff geht auf den Evangelischen Kirchentag in Dortmund im Juni zurück. Am 3. Dezember startet das Bündnis "United4Rescue" einen Spendenaufruf. Denn das Schiff soll ohne Kirchensteuermittel ausschließlich aus Spenden finanziert werden.


Quelle: welt.de


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 16.01.2023 - 16:52